Seit vergangenem September läuft ein nagelneuer Motor zur Nutzung des Gases aus der Zentraldeponie Sankt Augustin bei Bonn. Und das hatte Folgen für Matthias Conzen, dem Geschäftsführer der C & Z Kaminholz GbR: kein Provisorium mehr, sondern moderne Technik, die ihm die Wärme für seine Scheitholztrocknung liefert und sie damit schneller und effizienter macht. Angefangen hatte es im Jahr 2009.

Damals ergriff Meinolf Hein, Leiter des Geschäftsbereiches Technik in der kommunalen Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG), die Initiative, weil ihm etwas stank: nicht in der Nase, sondern die Verschwendung von Wärme. Seit Ende der 1980er Jahre wird auch in Sankt Augustin, wie flächendeckend in Deutschland, Deponiegas aufgefangen, um es in Bhkw zu verstromen. Damals noch mit Motoren, die eher nur ein Drittel Strom und zwei Drittel Wärme erzeugten. Zwar sank im Laufe der Jahre die Gasmenge und damit die Auslastung von anfangs 750 auf schließlich unter 250 Kilowatt elektrischer Leistung, doch sogar die Abwärme davon wurde größtenteils einfach nur weggekühlt. Lediglich die Reinigungsanlage für Sickerwasser nimmt etwa 20 Prozent der Jahreswärmeleistung ab.

BImSchG setzt Rahmen
Am Anfang war es Hein vor allem wichtig, „ein funktionierendes Verfahren zu etablieren“. Doch vor der technischen Umsetzung stand erst einmal das Genehmigungsrecht: Die ganze Entsorgungsanlage mit Deponie, Kompostwerk und Deponiegasverwertung ist nach Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz sowie Bundesimmissionsschutzrecht genehmigt. Eine zusätzliche Holztrocknung, so klein sie auch ist, erhält nur auf dieser Grundlage eine Betriebserlaubnis. Doch der Behörde reichte eine Anzeige für das geplante Projekt, mit dem gleichzeitig ausprobiert werden sollte, wieviel Geruch eine Scheitholztrocknung erzeugt, berichtet Hein. Auch deshalb gab es zunächst Energie aus
nur zwei Trocknungscontainer. Nach dem O.K. der Behörde bot Hein mehreren Kaminholzherstellern seine Wärme an. Nur einer nahm das Angebot an: der Vorgänger von Conzen.

Zur Realisierung der Trocknungsanlage mußten Hein und seine Techniker in den primären Kühlkreislauf des Gasmotors einen Sekundärkreislauf integrieren. Hieran angeschlossen wurde ein Wasser-LuftWärmetauscher. „Ein bißchen Tüftelarbeit war das dann aber doch“, fügt Hein noch hinzu. Offensichtlich hat es aber allen Spaß gemacht und war eine willkommene Abwechslung. Der Wasser-Luft-Wärmetauscher ist ein älteres Modell, das noch im Lager der RSAG vorhanden war, jetzt aber zum Kaminholzbetrieb gehört und im Freien steht. Die erzeugte Heißluft wird mit handelsüblichen Luftschläuchen in die umgerüsteten Hakenliftcontainer mit dem Scheitholz geleitet, bis dessen Wassergehalt auf 20 Prozent gesunken ist. Wie lange das im alten System dauerte, war abhängig von den Schwankungen der Vorlauftemperatur, die zwischen 50 und 80 Grad betrug. Nach der Modernisierung liegt letztere konstant bei 80 Grad. Damit verringerte sich der Trocknungszyklus von elf auf sieben Tage. Auch spielen die Wärmeverluste durch die Freiluftaufstellung eine Rolle. Diese ist ein gewisses Risiko, wenn gleichzeitig Forst herrscht und das Bhkw ausfällt. „Das ist auch schon mal passiert“, muß Hein zugeben, und führte prompt zu einem größeren Frostschaden. Ansonsten ist er immer noch begeistert: „Ich war verblüfft, wie so einfache Technik ein so gutes Ergebnis erzielt.“

Leistungsfähiger
Übergabepunkt und Abrechnungsstelle ist der WasserLuft-Wärmetauscher. Daran ändert auch die Modernisierung nichts. „Ich kann jetzt etwa 2.000 Schüttraummeter Holz im Jahr trocknen“, rechnet Cronzen vor. Aber es gab auch eine Preiserhöhung: Nahm der Entsorger zuvor drei Euro je getrocknetem Schüttraummeter, sind es jetzt 3,50 Euro. Laut Hein finanzierten die Einnahmen bisher im wesentlichen die Kosten für den Strom, den die RSAG dem Kaminholzhändler für die Trocknung zur Verfügung stellt. Investiert wurden für die erste Anlage insgesamt etwa 15.000 Euro. Für die Modernisierung der Abwärmenutzung nahm die RSAG jetzt rund 30.000 Euro in die Hand. Auch die Geruchsemissionen entwickelten sich nicht zum Problem, so daß jetzt erweitert werden darf. Lediglich unmittelbar hinter dem Luftaustrittsstrom riecht es oft ein wenig nach Holz – weit weg von Anwohnern um das insgesamt 35 Hektar große RSAG-Gelände.

Diese hätten wohl auch umgehend protestiert, denn in der Vergangenheit hatte die Kompostanlage durchaus schon mal „gerochen“. Auch mit dem neuen 140 Kilowatt-Aggregat und dem besseren elektrischen Wirkungsgrad wird noch mehr Wärme erzeugt, als derzeit die Sickerwasserreinigung und Conzen zusammen verbrauchen. „Die Trocknung nutzt derzeit nur etwa 20 Prozent der erzeugten Wärme“, sagt Hein. Welche Wärmemenge aber insbesondere im Winter tatsächlich übrig ist, wird er erst im Frühjahr und nach Anschluß der Heizung des Betriebsgebäudes wissen. Dennoch wird Conzen dann wohl seinen Wunsch erfüllen und den Durchsatz seiner Trocknung auf bis zu 4.000 Schüttraummeter je Jahr erhöhen können. „Auch eine Behausung für die Anlage ist in Planung“, so Conzen – obwohl die Winter immer milder werden.

Den kompletten Bericht hier als PDF herunter laden

›› www.rsag.de